Johann von Nepomuk – 1. Lied
1.
Johann von Nepomuk, der Freund,
das Beispiel reiner Tugend,
Verriet den Nächsten nie als Feind
von seiner zarten Jugend.
Als man band ihm die Zunge fest:
Pflicht, Priester, Diener Gottes.
Und Gott, der niemand sinken lässt,
bewahrte ihn des Spottes.
2.
Die Tugend der Verschwiegenheit
war unserm Heil’gen eigen,
Kein Preis, kein Druck, nicht Gold, nicht Leid
vermochte ihn zu beugen.
Die Sünden seiner Königin
soll er dem König sagen;
Nein, Nein mein König! Nein, ich bin
verschwiegen, lass das Fragen
3.
Der König, der ihn standhaft fand,
doch ihn bezwingen wollte,
Bot Schätz ihm, sein halbes Land,
dass er nur reden sollte;
Allein Johann von Nepomuk,
gestärkt durch Gottes Willen,
Empfand in seiner Seele Druck,
des Königs Wunsch zu stillen.
4.
Der Wüterich ward nun Tyrann,
und ließ erbärmlich quälen
Mit Feu´r den braven Gottesmann,
das Bild verschwieg`ner Seelen.
Er litt und schwieg und war bereit,
sein höchstes Gut: sein Leben
Für Gott, für Pflicht und Rechtlichkeit
als Opfer hinzugeben.
5.
Gestürzt ward er in Moldau´s Strom
gefunden an dem Strande,
Begraben in dem hohen Dom,
zu Prag in seinem Lande.
Beweint ward er; doch nun verehrt
vom Mann, vom Weib, vom Kinde.
Dies ist, was die Geschichte lehrt,
was Himmels wert ich finde.
6.
Nun, ausgerung´ner edler Freund,
Johann Nepomucene!
Du hast gesiegt, gestürzt den Feind
Mit Gott; -und ohne Träne
Warst du ein Dulder aller Pein,
der größten Feuersschmerzen;
Drum nimmt dich Gott in Sion ein,
und ruhst an seinem Herzen.
7.
Ach! Bitt´ uns doch bei Gott die Gnad´,
dass wir gestärket werden.
Zu geh´n den schönen Tugendpfad,
so lang wir sind auf Erden;
Dann werden wir eins engelrein
nach diesem Pilgerleben
Bei dir im Himmel kehren ein,
um Gott, um Jesu schweben.
Kommt ihr Gott getreuen Seelen
1.
Kommt ihr Gott getreuen Seelen!
seht Johann von Nepomuk!
Wie nach langem Ringen, Quälen,
er besiegt des Schicksals Druck.
Keusch, beständig und verschwiegen
war er Gott und Menschen Freund!
Tugenden, durch die wir siegen,
wenn in uns sie sind vereint.
2.
Ganz verschwiegen war Johannes
bei den größten Martern stets.
Quäle nur, sprach er, ich kann es
leiden, dass du mich verrätst.
Doch verraten will ich keinen,
schweigen, dulden muss der Christ;
Dem wird nie ein Gott erscheinen,
der nicht Jesu Brüder ist.
3.
Standhaft, ohne Furcht und Beben
trat der Priester in den Saal,
Wo der König ihm aufs Leben
jetzt zu reden anbefahl.
Ach, mein König! Darf ich sprechen
wo Gott selbst mich schweigen heißt?
Eher werden Welten brechen
eher wird` ich ganz entfleischt.
4.
Vater war Johann den Waisen
nahm sie grad wie Kinde auf,
Und den Witwen, Armen, Greisen
süßte er den Lebenslauf.
Wo nur Not und Druck und Schande
wohnte in des Nächsten Haus,
War der Helige, und fande
Mittel, sie zu löschen aus.
5.
Großer Gott! Ach, dir zu Liebe
geb ich Gut und Leben hin.
Opfere dir aus heißem Triebe
alles, alles was ich bin.
Brennend ist der Eifer immer,
dir mit Leib und Seel´ zu sein.
Weichen kann ich von dir nimmer,
denn du bist die Lieb´ allein.